
Leitfaden für ein Vorgespräch
Die folgenden Punkte dienen ausschließlich einer (groben) Orientierung. Sie bekommen eine Vorstellung davon, um welche Fragen es im Vorgespräch gehen kann. Es geht nicht darum, auf jede Frage eine Antwort zu haben, sondern vielmehr darum, zu schauen, welche Fragen (und Antworten) Ihnen eigentlich wichtig sind.
Was wollen Sie erzählen und was soll in der Rede erzählt werden?
Wichtig: Ich halte mich nicht an den Leitfaden. Für mich steht ein offenes Gespräch im Mittelpunkt, bei dem nicht ich, sondern Sie den Ton angeben und Schwerpunkte setzen. Viele Fragen ergeben sich erst im Gespräch. Ich richte meine Arbeit nach dem aus, was Ihnen wichtig ist und bin somit statt einer Fragerin vielmehr eine Nachfragerin.
Mein Rat: Lassen Sie sich nicht von der Frage leiten, was „normal“ bei Trauerfeiern ist oder was andere erwarten könnten. Sie entscheiden! Horchen Sie in sich hinein, was Ihnen wichtig ist – der folgende Leitfaden kann Ihnen dabei helfen.
Der Mensch
Wir sprechen über das Wesen des Verstorbenen. Was machte ihn aus? Was hat ihn glücklich gemacht? Was war ihm im Leben wichtig? Wovon war er überzeugt? Wofür hat er sich eingesetzt? Was ist ihm im Leben gelungen? Womit hat er gehadert? Was waren seine besonderen Eigenschaften, Eigenheiten? Wie hat er seine Freizeit verbracht? War er religiös oder hatte er bestimmte spirituelle Überzeugungen? Gab es Momente, die besonders prägend für Sie waren - oder alltäglich? Was hat er Ihnen mitgegeben, bzw. was haben Sie von ihm gelernt?
Der Lebensweg
Wir sprechen über wichtige Lebensstationen, Wendepunkte und Eckdaten im Leben des Verstorbenen. Wann ist er geboren? Wie und wo ist er aufgewachsen? Worin war er besonders gut? Ist er einer Tätigkeit nachgegangen (vielleicht sogar in ihr aufgegangen?)? Wer hat ihn auf seinem Lebensweg begleitet (Familie, Partner, Freunde, Vorbilder) und sollte jemand namentlich genannt werden? Gab es besondere Feste, Urlaube, Alltagsmomente, von denen Sie erzählen möchten?
Die Trauerzeremonie
Wir sprechen über den Ablauf der Trauerzeremonie. Soll es Musik geben (und wissen Sie schon welche?)? Soll es ein Ritual geben? Wird die Beisetzung direkt im Anschluss stattfinden? Wird es noch weitere Reden / Musikeinlagen geben? Wissen Sie, wie viele Personen in etwa anwesend sein werden? Soll schwarze Kleidung getragen werden? Hat der Verstorbene selbst Wünsche für seine Beerdigung geäußert?
Vielleicht klingt Ihnen das alles viel zu technisch, das verstehe ich gut. Neulich fiel mir ein Buch von Joe Brainard in die Hände mit dem Titel "Ich erinnere mich". Der Autor schreibt darin alle möglichen Kindheitserinnerungen auf und beginnt dabei immer mit "Ich erinnere mich, ..." Das Buch bietet dadurch eine wunderschöne Sammlung an persönlichen Erinnerungen, schlicht aber gerade dadurch berührend.
Vielleicht liegt auch Ihnen eine derartige Herangehensweise - ob nun für das Vorgespräch oder einfach so.